Eine private Krankenversicherung für mein Kind? Ein Luxus oder leistbar?

01.05.2023

Die private Krankenversicherung ist in den letzten Jahren stetig teurer geworden. Dem entgegen stehen aber die ebenso steigenden Kosten im Gesundheitsbereich und die immer häufiger werdenden Privatarztbesuche. Rentiert sich eine private Krankenversicherung oder ist sie Geldverschwendung?

Ein neues Leben bringt neue Entscheidungen

Du sitzt bei der Frauenärztin und hörst die Worte: "Hier haben wir den Herzschlag." Plötzlich verändert sich alles im Leben, obwohl es dir zu diesem Zeitpunkt vielleicht noch gar nicht bewusst ist. Bei diesem Termin bekommst du auch den berühmten Mutter-Kind-Pass (MKP) und es folgen Monate von Untersuchungen, Arztbesuchen, Impfüberlegungen und vor allem gesundheitlichen Entscheidungen. Entscheidungen, die du fortan nicht mehr nur für dich selbst treffen musst, sondern auch für ein anderes Menschenleben…

Der MKP mit all seinen kostenlosen Untersuchungen inkl. des kostenlosen Impfplans ist sicher eine grandiose Erfindung und gibt frisch gebackenen Eltern in Österreich einen Leitfaden an die Hand. Was viele aber im Vorhinein gar nicht wissen ist, dass diese Untersuchungen auch verpflichtend sind, wenn man das Kinderbetreuungsgeld (umgangssprachlich oft als Karenzgeld bezeichnet) von der Gesundheitskasse erhalten möchte.

Wie immer gilt: wenn man "dahinter" ist und sich gut informiert, kann man sich viel Geld ersparen bzw. zurückholen.

Die Arztwahl will gut überlegt sein

Früher oder später werden sich viele Mütter und Väter mit dem Thema der "Zwei-Klassen-Medizin" in Österreich beschäftigen:

Spätestens dann, wenn es um die Wahl eines Kinderarztes oder einer Kinderärztin geht.

  • Bekommt mein Kind in einer privaten Ordination eine bessere Behandlung?
  • Wird mein Kind schneller operiert, wenn ich es privat versichere?
  • Habe ich kürzere Wartezeiten beim Privatarzt?

Ein überfülltes Wartezimmer, lange Wartezeiten und wenig Zeit mit den Ärzten selbst sind die bekannten Vorurteile von Kassenärzten. Bei Privatärzten wiederum wird sich mehr Zeit genommen, man kommt schneller dran und bekommt schneller einen Termin. Ob das nun der Wahrheit entspricht oder nicht, will ich gar nicht beurteilen. Ich selbst habe anfangs eine ganz gegensätzliche Erfahrung mit einer privaten Kinderärztin gemacht, die sich nur 10 min Zeit nahm, mich bei der ersten MKP-Untersuchung sehr verunsichert hat und langwierig in der Terminvergabe war.

Nichtsdestotrotz: die Arztwahl ist eine Kostenfrage

Gut zu wissen:

  • Ein Kassenarzt oder auch Vertragsarzt genannt, ist ein Arzt, der mit der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK) einen Vertrag abgeschlossen hat und mit dieser medizinische Leistungen direkt verrechnet. Das heißt: du zeigst deine E-card her und musst für die Behandlung nichts bezahlen  (je nachdem wo du gesetzlich versichert bist hast du evtl. einen Selbstbehalt – ÖGK, SVS, BVAEB, etc.)
  • Bei einem Wahlarzt wiederum zahlt man die Behandlung aus eigener Tasche und kann die Rechnung nachträglich bei seiner Krankenkasse (ÖGK, SVS, etc.) einreichen und bekommt einen Teil der Kosten retour.
  • Ein Privatarzt wird oft mit dem Wahlarzt verwechselt. Streng genommen ist ein Privatarzt jemand, der sowohl einen Kassenvertrag hat als auch eine Privatordination. Deshalb bekommt man beim Privatarzt keine Rückerstattung. Grund dafür: du musst ja nicht "privat hingehen", du könntest ja auch einen kostenlosen "Kassentermin" vereinbaren.

TIPP Nr. 1: Kläre immer im Vorhinein ab, was ein Arzttermin kostet und wieviel deine Krankenkasse zurückerstattet (ÖGK, SVS, etc.)

Nähere Informationen unter: www.gesundheitskasse.at oder www.gesundheit.gv.at 

Die vorgeschriebenen Arztbesuche sind nur der Anfang

Solltest du dich für einen Kassenarzt entscheiden, ersparst du dir natürlich einige Arztrechnungen. Aber neben Arzthonoraren gibt es viele weitere Kosten, die für das eigene Kind entstehen können: Medikamente, Rezeptgebühren, Impfungen, evtl. Spitalsaufenthalte, alternative Behandlungen, usw. Durch die letzten Jahre mit Covid-19 sind auch Besuche beim Kinderpsychologen und Psychotherapie gestiegen. Physiotherapie, Osteopathie, TCM, etc. Es gibt dutzende alternative Behandlungsmöglichkeiten.

Du bekommst zwar für obige Leistungen oft einen Teil von der Krankenkasse zurückerstattet, aber auf einem Großteil bleibt man sitzen. Du kannst übrigens mit der Handy-Signatur, EU-Login oder ID-Austria auf www.meinesv.at ganz leicht deine Rechnungen einreichen, Therapien bewilligen lassen und vieles mehr.

TIPP Nr. 2: Reiche deine Rechnungen immer sofort ein! Es gibt Verjährungsfristen!

Ein gesundes Kind wünscht sich natürlich jeder. Sollte aber wirklich einmal etwas Schlimmes passieren, wie ein Unfall oder eine schwere Krankheit, dann können Behandlungskosten schnell explodieren.

Hier kommt die private Krankenversicherung ins Spiel. So wie bei jeder anderen Versicherung zahlst du hierbei eine Versicherungsprämie ein und hast dafür Versicherungsschutz. Konkret bedeutet dies, dass der private Krankenversicherer dann deine Kosten für gesundheitliche Behandlungen (je nach Tarif) bis zu 100% zurückerstattet.

Zahlt es sich also aus, eine private Krankenversicherung für mich oder mein Kind abzuschließen?

Das muss natürlich jeder für sich entscheiden. Tatsache ist, dass die private Krankenversicherung im Gegensatz zu allen anderen Versicherungssparten (wo zuerst ein Versicherungsfall, meistens in Form eines Schadens eintreten muss) ab dem ersten Tag eine Versicherungsleistung gewährt sofern man Wahlärzte oder Privatärzte in Anspruch nimmt. Klar, wenn man rein den Kostenaspekt näher betrachtet und man regelmäßig privat zum Arzt geht oder andere Kosten für die Gesundheit seines Kindes hat, zahlt sich eine private Krankenversicherung schnell aus.

Oft höre ich jedoch von Kunden: "Ich gehe nie zum Arzt. Und wenn, dann schon gar nicht privat." Solltest du zu den glücklichen Menschen gehören, die immer gesund sind, dann gratuliere! Klar wäre dann die private Krankenversicherung eher ein "Minusgeschäft". Aber man bedenke, auch wenn man jahrelang keine Ärzte oder Behandlungen benötigt, sollte dann doch einmal ein gesundheitlicher Schicksalsschlag passieren, ist man mit der privaten Krankenversicherung geschützt und es werden etwaige horrende Behandlungskosten übernommen.

Die Leistungen der privaten Krankenversicherung

Wichtig vorweg: es gibt derzeit sieben Versicherer in Österreich, die die Sparte "Krankenversicherung" anbieten. Es gibt dutzende, verschiedene Tarife, Pakete, Versicherungsleistungen, Versicherungssummen, Selbstbehalte und Bezeichnungen! Es ist also recht schwierig sich einen Überblick zu verschaffen und zu vergleichen. Bei Privatpersonen passiert es dann leider häufig, dass "Äpfel mit Birnen" verglichen werden.

Gut zu wissen:

  • Private Krankenversicherung, (private) Zusatzversicherung, Gesundheitsversicherung, Gesundheitsvorsorge sind alles Begriffe für ein und dasselbe
  • Die gesetzliche Krankenversicherung ist in Österreich eine Pflichtversicherung, das bedeutet sobald ich in Österreich beschäftigt bin, bin ich auch krankenversichert
  • Meine Kinder sind in der Regel bis zum 18. Lebensjahr bei mir mitversichert (ob das Kind bei dem Vater oder der Mutter mitversichert wird, macht keinen Unterschied)
  • Achtung! Die gesetzliche Mitversicherung der Kinder kann ab dem 18. Lebensjahr weiterbestehen, kann aber auch erlöschen (abhängig von Wohnsitz, Einkommen, Studium oder Arbeitsstelle) – leider wird ein fehlender Versicherungsschutz oft erst beim nächsten Arztbesuch des Kindes bemerkt und kann dann teuer werden


Zu unterscheiden sind in der privaten Krankenversicherung zwei Kategorien:

Stationär

  • Patient verbringt mind. 1 Nacht vor oder nach einem Eingriff im Krankenhaus 
  • Beispiele: Operation, Geburt, Psychiatrie 
  • Leistungen: Taggeld bei Spitalsaufenthalt, Übernachtung auf der Station Sonderklasse, Entbindungspauschale, uvm. 

Ambulant

  • Behandlungen außerhalb von Spitälern oder ohne Übernachtung
  • Beispiele: Röntgen, Arztbesuche, Knochenbruch, Impfungen
  • Leistungen: Kostenrückerstattung von Arztrechnungen und Behandlungen bis zu 100% je nach Tarif, Brille, Medikamente, Schuheinlagen, uvm.

In weiterer Folge gibt es in den jeweiligen Kategorien unterschiedlichste Auf- und Abstufungen: Es ist möglich nur einen Bereich zu versichern, man kann aber auch beide Bereiche kombinieren und unterschiedliche Versicherungsumfänge auswählen. Man kann z.B. einen "großen" stationären Vollkosten-Tarif kombinieren mit einem "kleinen" ambulanten Tarif und vice versa. Je nach Versicherer und je nach Tarif-Kombination gehen die Prämien weit auseinander.

TIPP Nr. 3: Lass dich beraten und vergleiche! Es gibt viele Anbieter, noch mehr Tarife und hohe Prämienunterschiede.

Gut zu wissen:

  • Die private Krankenversicherung ist eine der wenigen Versicherungen in Österreich, die durch den Versicherer nicht gekündigt werden darf (außer bei wichtigen Gründen wie Prämienverzug). Das bedeutet, selbst wenn du schwer krank werden solltest und du immer die maximalen Versicherungsleistungen ausreizen würdest, kannst du nicht gekündigt werden!
  • Bei Abschluss einer privaten KV gibt es immer Gesundheitsfragen (Unfälle, Krankheiten und Beschwerden in der Vergangenheit, jetziges Gewicht, Größe und Alter, etc. müssen angegeben werden). Es kann also sein, dass sich je nach Gesundheitszustand deine Prämie erhöht, Versicherungsleistungen ausgeschlossen werden oder du sogar gar nicht versichert werden kannst!
  • Wenn du dich anfangs für einen "kleineren" Tarif entscheidest, kannst du bei den meisten Versicherern später noch aufstocken und mehr Leistung auswählen OHNE erneute Gesundheitsprüfung! So kannst du in den ersten Jahren Geld sparen, falls dir ein Vollkostentarif anfangs zu teuer ist.

TIPP Nr. 4: Um böse Überraschungen zu vermeiden: Sei ehrlich bei den Angaben zu deinem Gesundheitszustand. Die Versicherung könnte bei Falschangaben nicht leisten oder dich sogar nachträglich kündigen!

Meine persönliche Erfahrung

Wie man sieht ist die private Krankenversicherung ein sehr komplexes Thema. Hier noch meine persönlichen Erfahrungswerte:

Ich selbst habe meine private Krankenversicherung bereits 2015 abgeschlossen. Damals als Studentin habe ich mich für einen "kleinen" stationären Tarif und einen "mittleren" ambulanten Tarif entschieden. Gezahlt habe ich damals € 38 monatlich. Das war natürlich viel für mich als Studentin, aber heute zahle ich dadurch verhältnismäßig sehr wenig. Wenn ich heute den gleichen Tarif neu abschließen würde, mit meinem jetzigen Gesundheitszustand und Alter würde ich über € 90 zahlen, also mehr als das Doppelte!

Aus meiner Erfahrung kann ich sagen, dass sich die private Krankenversicherung für mich immer ausgezahlt hat. Man muss aber auch erwähnen, dass ich immer nur zu Wahlärzten gehe! Ich bin Brillenträgern und bekomme schnell einmal eine Mittelohrentzündung wenn ich ordentlich krank bin. Ich nehme täglich Vitamin D und habe ständig einen Eisenmangel. Aufs Jahr gesehen komme ich deshalb auf viele Kosten für bspw. HNO-Arzt, Frauenärztin, Augenarzt, Osteopathin, Hautärztin, Kontaktlinsen, Medikamente und vieles mehr.

Mit meiner Schwangerschaft haben sich letztes Jahr dann auch die Besuche bei der Frauenärztin erhöht. Mit allen Untersuchungen inkl. Hebamme zur Nachbetreuung bin ich auf über tausend Euro gekommen.

Und mit der Geburt meines Sohnes habe ich meinen Tarif erweitert und ihn mitversichert. Jetzt zahle ich € 83,01 monatlich für uns beide und allein die letzte Kinderarztrechnung inkl. Impfung hat € 226 gekostet!

Für mein Kind und mich zahlt sich die private Krankenversicherung also auf jeden Fall aus. Ich habe sie aber auch schon vor vielen Jahren abgeschlossen! Ich kann mir aber gut vorstellen, dass wir uns die Prämien von heute in 10 Jahren auch zurückwünschen werden…

Bei etwaigen Fragen zur privaten Krankenversicherung oder für einen kostenlosen Beratungstermin schicke uns einfach eine Nachricht! 

Alles Liebe, Susanne